Am Samstag, den 30. November 2024, verwandelte sich das evangelische Gemeindehaus in Nieder-Florstadt in einen Raum des Austauschs und der Auseinandersetzung mit dem Thema Queerfreundlichkeit. Eingeladen waren alle, die Lust hatten, mehr über queere Lebensrealitäten zu erfahren, bestehende Vorurteile zu hinterfragen und konkrete Handlungsansätze für mehr Akzeptanz und Solidarität zu entwickeln. Der Tag startete mit einem kurzen Kennenlernen aller Teilnehmerinnen. Anschließend führte das Team durch Szenen, die Queerfeindlichkeit in verschiedenen Alltagssituationen sichtbar machten. Ob subtile Bemerkungen, offene Diskriminierung oder strukturelle Benachteiligung – die Szenen waren ein erster Impuls, um die Teilnehmerinnen für die vielschichtigen Formen von Queerfeindlichkeit zu sensibilisieren. Queerfeindlichkeit bezeichnet die Diskriminierung von Menschen, deren geschlechtliche Identität oder sexuelle Orientierung nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Dies reicht von Vorurteilen und Intoleranz bis hin zu Hasskriminalität und Gewalt.
Im nächsten Programmpunkt tauchten die Teilnehmer*innen tiefer in Begriffe und Definitionen ein. Was bedeutet es, cis-, trans- oder intergeschlechtlich zu sein? Gemeinsam wurde ein Begriffs-Puzzle gelöst, das nicht nur Wissen vermittelte, sondern auch zum Nachdenken anregte. Danach folgten berührende Videoporträts von Menschen, die über ihre Erfahrungen mit Queerfeindlichkeit sprachen. Diese Geschichten gaben der Theorie ein Gesicht und machten die emotionalen und sozialen Auswirkungen deutlich, die Queerfeindlichkeit auf das Leben der Betroffenen hat.
Im Laufe des Tages entstand aus der Auseinandersetzung mit Queerfeindlichkeit die bewusste Entscheidung, den Fokus auf Queerfreundlichkeit zu legen. Denn eine queerfreundliche Haltung bedeutet nicht nur, Vorurteile abzubauen, sondern aktiv einen Raum der Akzeptanz zu schaffen. Die Gruppe diskutierte, welche Schritte jeder Einzelne gehen kann, um queere Menschen im Alltag zu unterstützen – sei es durch Sprache, Solidarität oder das Hinterfragen eigener Verhaltensweisen. Ein zentraler Teil des Workshops war auch die Auseinandersetzung mit der Geschichte queerer Selbstbestimmung. Von den ersten Protesten gegen Diskriminierung bis hin zur heutigen LGBTQIA+-Bewegung wurden Meilensteine beleuchtet, die den Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung geprägt haben. Dabei wurde deutlich, dass queere Sichtbarkeit und Rechte nicht selbstverständlich sind, sondern immer wieder verteidigt werden müssen. Um 18 Uhr endete der Workshop mit einem Fazit und einer offenen Gesprächsrunde. Die Teilnehmerinnen gingen mit neuem Wissen und einem klaren Appell nach Hause: Vielfalt ist eine Bereicherung, und es liegt in unserer Hand, eine Gesellschaft zu gestalten, in der alle Menschen sicher und akzeptiert leben können. Denn wie der Tag verdeutlichte: Queerfreundlichkeit ist kein Zustand, sondern ein Prozess, der in jederjedem von uns beginnen kann.
Ein herzlicher Dank gilt BUNTerLEBEN, Demokratie leben! für die Förderung und der Kirchengemeinde Mittlere Wetterau sowie den engagierten Teamerinnen für ihre Unterstützung und die Bereitstellung der Räumlichkeiten.
